Kreuzbandriss im Knie: Diagnose, Therapie und strukturierter Reha-Plan

Ein Riss des vorderen Kreuzbandes (ACL) gehört zu den häufigsten Sportverletzungen im Knie und trifft jährlich tausende Sportler:innen. Plötzliches Einknicken, ein deutliches „Knacken“ und sofortiger Instabilitätsschmerz sind typisch. Unbehandelt kann die Gelenkführung dauerhaft gestört sein, was langfristig Knorpelschäden und Arthrose begünstigt. In diesem Artikel erhältst Du einen Überblick über die Diagnostik, konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten sowie einen evidenzbasierten, phasenorientierten Reha-Plan. Du erfährst, welche Rolle Physiotherapie und medizinisches Training spielen und wie aktuelle Studien die besten Strategien untermauern.

Diagnostische Methoden: Nutzen & Grenzen

Die klinische Untersuchung bleibt erste Wahl: Mit dem Lachman-Test und dem Pivot-Shift-Test lässt sich die Stabilität des Knies schnell beurteilen. Ein positiver Lachman-Test deutet auf eine ungenügende End-Stabilität hin. Ergänzend kommen Ultraschall und MRT zum Einsatz: Die Magnetresonanztomografie gilt als Goldstandard zur Darstellung von Kreuzbandanrissen, Begleitverletzungen von Menisken und Knorpel. Allerdings korrelieren im MRT sichtbare Partial-Risse nicht immer mit funktioneller Instabilität, sodass die Befundlage stets im Kontext der klinischen Symptome interpretiert werden muss. Gerade bei jungen, aktiven Patient:innen hilft die MRT-Abklärung, knöcherne Begleitverletzungen – sogenannte Segond-Frakturen – früh zu erkennen.

Therapieoptionen: Konservativ vs. Operativ

1. Konservative Therapie

Bei älteren oder wenig sportlich aktiven Patient:innen kann ein gut aufgebautes Muskel-Stabilisierungsprogramm ausreichende Neutralisierung der Instabilität liefern. Studien zeigen, dass mithilfe eines intensiven neuromuskulären Trainings 60–70 % dieser Gruppe langfristig beschwerdefrei bleiben. Grenzen: Ohne intaktes Kreuzband sind Pivot-Shift-Bewegungen weiter eingeschränkt, und das Risiko für sekundäre Meniskusschäden bleibt erhöht.

2. Operative Rekonstruktion

Jüngere Sportler:innen und alle mit hohem Aktivitätslevel profitieren meist von einer ACL-Rekonstruktion. Dabei werden körpereigene Sehnen (Hamstring-Sehne oder Patellarsehne) als Transplantat (Graft) verwendet. Eine randomisierte Studie zeigte, dass die Patellarsehne eine höhere Primärstabilität bietet, während Hamstring-Sehnen weniger Anlaufbeschwerden verursachen. Die Wahl des Grafts erfolgt individuell nach Begleitverletzungen und Patient:innenpräferenz. Wichtig ist eine präzise Tunnelplatzierung, um das native Kreuzband anzunähern und eine physiologische Zugrichtung wiederherzustellen.

Physiotherapie nach ACL-Ruptur

Unabhängig vom Behandlungsweg ist die Physiotherapie essenziell, um Beweglichkeit, Kraft und Propriozeption zu fördern. In der frühen Post-Trauma-Phase stehen Schmerz- und Ödemkontrolle sowie Kniegelenkmobilisation im Vordergrund. Manuelle Lymphdrainage und Kryotherapie helfen, Schwellungen zu reduzieren. Ab der vierten Woche beginnt das regenerative sensomotorische Training, bei dem kleine Gewichtsverlagerungen auf instabilen Unterlagen (z. B. Balancepads) die Muskelsteuerung verbessern.

Medizinisches Training & Graft-Management

Das medizinische Training ergänzt die Physiotherapie durch gezielte Kräftigungsprogramme an Geräten. Bei ACL-Patient:innen hat sich das Training exzentrischer Hamstring-Kontraktionen bewährt, da es direkt auf das Transplantat wirkt und dessen Festigkeit steigert. Biofeedback-Systeme wie EMG-Gürtel zeigen in Echtzeit die Aktivierung der Muskulatur an und verhindern muskuläre Ungleichgewichte.

Strukturierter Reha-Plan

Phase I (0–2 Wochen): Schmerzkontrolle, Ödemreduktion, passive Beugung bis 90° und frühes sensomotorisches Training ohne Belastung.
Phase II (2–6 Wochen): Aktive Mobilisation bis Vollstreckung, erste isometrische Kontraktionen, Schwimmen ohne Beinbelastung.
Phase III (6–12 Wochen): Kraft- und Koordinationstraining an Geräten, Einführung leichter Stabilisierungsübungen, Laufbandwalken.
Phase IV (3–6 Monate): Sportartspezifisches Training, plyometrisches Koordinationstraining, Jogging und Sprünge.
Phase V (> 6 Monate): Rückkehr zum Sport nach funktionellen Tests und schrittweiser Belastungssteigerung.

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Fazit

Ein Kreuzbandriss erfordert eine sorgfältige Abwägung zwischen konservativen und operativen Ansätzen. Physiotherapie und medizinisches Training sind unverzichtbare Bausteine – sowohl zur kurzfristigen Mobilisierung als auch zur langfristigen Stabilität. Mit einem phasenorientierten Reha-Plan kannst Du Schritt für Schritt zurück in Deine gewohnte Sportart finden und Dein Knie nachhaltig schützen.


Literatur

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Disclaimer: Dieser Artikel ersetzt nicht den Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt, sondern dient lediglich als allgemeine Information.

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