
Auch im Erwachsenenalter kann eine angeborene oder spät erkannte Hüftgelenksdysplasie (HD) zu chronischen Schmerzen, frühzeitiger Knorpelabnutzung und Funktionseinschränkungen führen. Betroffene klagen häufig über Belastungsschmerz in der Leiste, ein Gefühl von Instabilität oder „Einspringen“ der Hüfte. Durch gezielte Präventionsmaßnahmen, ein strukturiertes Schmerzmanagement und individuell abgestimmtes medizinisches Training lassen sich Beschwerden deutlich reduzieren und die Gelenkfunktion langfristig erhalten.
Unter einer Hüftgelenksdysplasie versteht man eine Fehlstellung oder unzureichende Umfassung des Hüftkopfes durch die Hüftpfanne. Ursächlich sind oftmals angeborene Fehlanlagen, die unentdeckt bleiben, bis im Erwachsenenalter erste Beschwerden auftreten. Die unvollständige Pfannenabdeckung führt zu ungleichmäßiger Druckverteilung und erhöhtem Knorpelverschleiß. Risikofaktoren für die Symptomatik im Erwachsenenalter sind zusätzlich Übergewicht, exzessive Hüftbelastung durch Sportarten wie Fußball oder Ski alpin sowie muskuläre Dysbalancen im Becken- und Rumpfbereich.
Die klinische Untersuchung umfasst Schmerzprovokationstests wie den anterioren Impingement-Test und das Bewegungsbild der Hüfte. Diese Tests liefern erste Hinweise auf mechanische Konflikte, sind jedoch unspezifisch bei begleitender Labrumläsion. Bildgebende Verfahren sind deshalb entscheidend:
– Röntgen im Beckenübersichtsbild erlaubt die Messung des Lateral Center-Edge-Angle (LCEA) zur Quantifizierung der Pfannenabdeckung.
– MRT zeigt Begleitläsionen des Labrum acetabulare und Knorpelschäden sehr präzise, ist aber kostenintensiv.
Grenze: Ein auffälliges MRT-Bild korreliert nicht immer mit Schmerzen – bis zu 30 % beschwerdefreier Erwachsener weisen HD-Merkmale im MRT auf.
Ziel der Physiotherapie ist es, die Hüftgelenkszentrierung zu verbessern und muskuläre Dysbalancen auszugleichen. Wichtige Bausteine sind:
– Manuelle Gelenkmobilisation zur Verbesserung der Bewegungsausmaße und Verminderung von Kompressionsschmerzen.
– Sensomotorisches Training auf instabilen Unterlagen, um die Tiefenmuskulatur rund um das Hüftgelenk zu aktivieren und die Gelenkführung zu optimieren.
– Becken- und Rumpfstabilisation, um eine übermäßige Innenrotation oder Adduktion der Hüfte im Stand und Gehen zu verhindern.
Ergänzend zur Physiotherapie bietet medizinisches Training an Geräten eine kontrollierte Belastungserhöhung:
– Gezielte Kräftigung der Abduktoren verhindert das Einsinken des Beckens auf der Gegenseite.
– Exzentrische Übungen der Hüftmuskulatur fördern Sehnenreparatur und reduzieren Schmerzen.
– Biofeedback-Systeme zeigen in Echtzeit, ob Du die richtige Muskelgruppe ansprichst und verhindern Fehlaktivierungen.
Ausdauertraining wie Radfahren auf dem Ergometer kann den Knorpelstoffwechsel unterstützen und Schmerzen lindern.
Diese drei Übungen kannst Du täglich durchführen, um Deine Hüftfunktion zu stabilisieren:
1. Seitliches Hüftheben im Liegen: Lege Dich auf die Seite, Beine gestreckt. Hebe das obere Bein langsam an und senke es kontrolliert ab.
2. Brücken mit Beinpendel: Rückenlage, Becken anheben. Ein Bein gestreckt absenken und pendeln lassen.
3. Knieheben im Vierfüßlerstand: Ein Knie Richtung Brust führen, Hüfte gerade halten.
Führe 2–3 Sätze mit 10–15 Wiederholungen durch und integriere die Übungen in Deine Morgenroutine.
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Eine konservative Behandlung durch gezielte Physiotherapie, medizinisches Training und präventive Eigenübungsprogramme kann die Symptome einer Hüftgelenksdysplasie im Erwachsenenalter deutlich lindern und die Gelenkfunktion langfristig erhalten. Kontinuität und korrekte Übungsausführung sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.
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